Auch bei unseren kleinen Heimtieren wie Kaninchen und Nagern gibt es sehr häufig Zahnprobleme, die nicht selten zu Abszessen im Kopfbereich führen. Da Tiere mit Zahnproblemen nicht oder schlecht fressen, geraten sie schnell in eine lebensbedrohliche Situation. Wir legen viel Wert auf eine ausführliche Untersuchung der Maulhöhle. So können wir Zahnprobleme frühzeitig diagnostizieren und entsprechend behandeln.

Vorsorgeuntersuchung beim Jungtier

Schon wenn Sie ihr Tier das erste Mal bei uns vorstellen, widmen wir den Zähnen besondere Aufmerksamkeit. Bereits beim jungen Kaninchen und Meerschweinchen kann man angeborene Fehlstellungen der Schneidezähne erkennen, die sich auf Dauer auf das gesamte Gebiss auswirken werden.
Fehlerhafte Fütterung kann aber auch ein ursprünglich gesundes Gebiss krankhaft verändern. Bei der Vorsorgeuntersuchung Ihres Jungtieres beraten wir Sie deshalb ausführlich, die Ansprüche an Haltung und Fütterung ihres neuen Familienmitglieds betreffend. Gerade bei unseren kleinen Heimtieren können hier doch viele Fehler gemacht werden, die sich häufig auf die langfristige Gesundheit ihres Tieres auswirken.


Fehlstellung der Schneidezähne

Manche Tiere werden mit einer Fehlstellung der Schneidezähne geboren, andere erwerben sie im Laufe ihres Lebens durch nicht artgerechte Fütterung. Je nachdem, wie weit die Fehlstellung fortgeschritten ist, kann man durch Einschleifen der Backenzähne, womit man den Abrieb der Schneidezähne verändert, positiven Einfluss nehmen und die Veränderung aufhalten.
Sollte dies nicht mehr möglich sein, besteht die Möglichkeit die Schneidezähne regelmäßig zurückzukürzen, damit zumindest die Backenzähne nicht weiter am natürlichen Abrieb gehindert werden. Dies darf keinesfalls mit der Zange, sondern sollte mittels einer Diamantschleifscheibe geschehen!
Ist die Fehlstellung angeboren und die Backenzähne sind unverändert, gibt es auch die Möglichkeit, die Schneidezähne zu ziehen. Dann muss man dem Tier das Futter zwar in mundgerechten Bissen anbieten, man verhindert aber auf Dauer, bei gleichzeitiger artgerechter Fütterung, eine Behinderung der Mahlfunktion der Backenzähne und damit krankhafte Veränderungen derselben bis hin zu Kieferabszessen.
Unsere Praxis verfügt über hochmoderne Geräte wie z.B. verschiedene Schleifsysteme, deren speziell für Kaninchen und Meerschweinchen entworfene Aufsätze uns ermöglichen, die veränderten Zähne schonend und ohne Gefährdung der Mundhöhle ihres Tieres zurückzukürzen. Sollte eine Narkose notwendig werden, verfügen wir über speziell an diese Tierarten angepasste Narkosesysteme und -medikamente, so dass auch hier das Risiko auf ein Minimum reduziert wird.


Fehlstellung der Backenzähne

auch unsere kleinen Heimtieren haben Backenzähne, die man aber wegen der kleinen Maulspalte und der Länge der Mundhöhle ohne spezielle „Werkzeuge“ nicht zu sehen bekommt. Diese Backenzähne wachsen, wie auch die Schneidezähne, lebenslang 1-2mm pro Woche! Das heißt, sie wachsen im Jahr ca. 10cm und müssen sich durch ständige, mahlende Bewegungen, die beim Kauen artgerechten Futters vollführt werden, aneinander abschleifen. Bei falscher Ernährung (z.B. Körnerfütterung) verändert sich das Kauverhalten der Tiere. Es kommt zu einem fehlerhaften Abrieb der Backenzähne. In der Folge entstehen häufig schmerzhafte Spitzen an den Backenzähnen, die in die Wangen oder in die Zunge schneiden.
Beim Meerschweinchen kann es sogar soweit kommen, dass die Unterkiefer Backenzähne über die Zunge wachsen, so dass diese nicht mehr bewegt werden kann (Brückenbildung).
Sind einzelne Zähne auf Grund von fehlerhaftem Abrieb vermehrtem Druck ausgesetzt, lockern sich diese in ihrem Zahnfach. Bakterien können in das Zahnfach eindringen und in der Tiefe zu schwer zu behandelnden Kieferabszessen führen. All diese Veränderungen sind schmerzhaft und führen zu gestörter Futteraufnahme, die gerade bei Meerschweinchen und Kaninchen fatale Folgen haben kann.
Wir verfügen mittels digitalem Röntgen über die Möglichkeit, beurteilen zu können, wie weit die Veränderungen bei Ihrem Tier fortgeschritten sind. Mit Hilfe spezieller Schleifsysteme ist es uns möglich, wieder einen regulären Biß herzustellen. Auch zur Zahnextraktion bedienen wir uns speziell für Kaninchen und Meerschweinchen entworfener Instrumentarien, so dass eine möglichst schonende Behandlung gewährleistet ist.
Unsere Tierärztinnen Tanya Elshorst und Kerstin Falter haben sich speziell auf dem Gebiet der Zahnheilkunde bei kleinen Heimtieren fortgebildet. Sie haben zu diesen Themen eine Vielzahl von Fort- und Weiterbildungen absolviert u.a. durch Seminare bei Dr. Estella Böhmer (akad. Oberrätin, Uniklinik München, Fachtierärztin für Chirurgie, Zusatzbezeichnung "Zahnheilkunde"), sowie bei Dr. Jutta Hein (Diplomate ECZM (Small Mammal) European Veterinary Specialist Zoological Medicine (Small Mammal)), beide renomierte Experten auf dem Gebiet der Heimtiermedizin. Wir sind daher in der Lage, Sie auf dem neuesten Stand der Erkenntnisse zu beraten und ihrem Tier die bestmögliche Behandlung zukommen zu lassen.
Es ist wichtig zu wissen, dass bei unseren kleinen Heimtieren Veränderungen des Gebisses chronische Erkrankungen sind, da die Zähne lebenslang wachsen. Wenn man die Veränderungen in einem frühen Stadium erkennt, behebt und die Ursachen abstellt, kann man eine Heilung erreichen. Meist haben sich die Zähne jedoch bereits im Kiefer verschoben oder verändert und wachsen dann in falscher Stellung wieder nach, so dass nach einiger Zeit neuerlich eingeschliffen werden muss. Unterlässt man dies, kommt es unweigerlich zu den oben angeführten Folgen.
Ein Übersichtsröntgen des Kopfes ihres Tieres in Narkose ermöglicht es uns, zu beurteilen, in welchem Stadium der Erkrankung es sich befindet. Dadurch können wir eine Prognose für zukünftig möglicherweise notwendige Behandlungen wagen.

Röntgenbild eines Kaninchenkopfes.
Um die Zahnveränderungen des Tieres objektiv beurteilen zu können, zeichnen wir in jedes Röntgenbild eines zahnkranken Kaninchens die Referenzlinien nach Boehmer und Crossley ein (weiße Linien). In diesem Fall erkennen wir die folgenden krankhaften Veränderungen:

1. Mehrere Zahnwurzeln im Oberkiefer sind über die obere Linie hinausgewachsen (sogenanntes retrogrades Wurzelwachstum). Dies entsteht durch unzureichende Abnutzung der Zähne beim Kauen, meist aufgrund falscher Fütterung.

2. Die Stiftzähne dieses Tieres sind viel zu lang. Als Stiftzähne bezeichnet man zwei kleine Zähne, die sich hinter den Oberkieferschneidezähnen befinden. Wenn sie ordentlich abgenutzt sind, dürfen sie kaum über den Saum des Zahnfleischs hinaus sichtbar sein.

3. Diese Zahnwurzel ist krankhaft verändert.

4. Diese Zahnwurzel ist ebenfalls krankhaft verändert.

5. Siehe Punkt 1. Auch hier hat die Zahnwurzel die Höhe der Referenzlinie überschritten = retrogrades Wurzelwachstum. Die Zahnwurzel ist durch den Knochen des Unterkiefers gebrochen.