Kleine Heimtiere

Artgerechte Haltung von Kaninchen

Die häufigsten Haltungsfehler - Wie hält man ein Kaninchen „artgerecht“ in Gefangenschaft? Falsche Haltung ist nicht selten die Ursache für Erkrankungen.

Falsche Fütterung:
Kaninchen sind „Herbivoren“. Das heißt, sie sind „Gräser und Kräuterfresser“. Getreidehaltige Produkte gehören nicht auf den Speiseplan Ihres Kaninchens. Leider sind die meisten im Handel angebotenen „Kaninchen“-Futtermittel nicht für Kaninchen geeignet.
Falsche Ernährung ist verantwortlich für mehr als die Hälfte aller medizinischen Probleme, die in unserer Praxis vorgestellt werden (Zahnprobleme, Verdauungsstörungen, Verfettung etc.). Aus diesem Grund haben wir für Sie einen Handzettel ausschließlich zu Fragen der Kaninchenernährung erstellt.

Einzel- oder Gruppenhaltung:
Kaninchen bevorzugen generell das Leben im Familienverband mit einem männlichen und bis zu fünf weiblichen Tieren. Kaninchen sind nicht für die Einzelhaltung geeignet.
Es sollten immer mindestens zwei Tiere zusammen gehalten werden!
Nicht alle Kaninchen mögen sich. Es kann manchmal recht kompliziert sein, das geeignete Partnertier zu finden. Am einfachsten ist es, ein weibliches und ein männliches Tier zusammen zu halten, wobei in diesem Fall natürlich ein oder beide Kaninchen kastriert sein sollten. Zwischen zwei Böckchen gibt es fast immer wilde Raufereien.

Gemeinsame Haltung von Kaninchen und Meerschweinchen:
Kaninchen und Meerschweinchen gehören nicht in einen Käfig. Sie sprechen nicht die gleiche Sprache, und sie können sie auch nicht erlernen. Folgen Sie bitte nicht dem schlechten Beispiel vieler Zoohandlungen.

Die richtige Gehegegröße:

Die meisten Kaninchenkäfige sind zu klein und zu niedrig. Für 2 Tiere sollte ein Platzbedarf von mindestens 6 qm eingeplant werden. Für jedes zusätzliche Tier 20% mehr. Dies gilt gleichermaßen für die Innen - sowie die Außenhaltung.
Auch eine ausreichende Gehegehöhe ist wichtig. Mit stehenden Ohren muss das Tier sich aufrichten können.

Ein ständiges Umsetzen vom Zimmer in den Garten und zurück ist nicht gut für Ihre Kaninchen, da die Tiere immer aufs Neue ihr Territorium markieren und in Besitz nehmen müssen.
Immer wenn Tiere von einem Gehege in ein anderes umgesetzt werden, sollten einige Einrichtungsgegenstände und ein Teil der Einstreu vom alten in das neue Gehege verbracht werden.

Ungeeignete Einstreu:
Die ideale Einstreu ist Stroh. In der Kot- bzw. Urinecke können auch Sägespähne verwendet werden. Pelletierte Einsteu führt zu Schmerzen an den Füßen und kann zu schwerwiegenden Entzündungen der Fußunterseite führen (Pododermatitis).
Katzenstreu ist als Einstreu nicht geeignet. Katzenstreu klumpt im Kaninchenmagen und kann zu schweren Magen-Darm-Erkrankungen führen. Heu ist kein Einstreumaterial, sondern das Grundnahrungsmittel der Kaninchen.

Innen- oder Außenhaltung?
Kaninchen leben nicht gerne in warmen Räumen. Die ideale Temperatur für die Haltung von Kaninchen beträgt 18° Celsius und darunter! Kaninchen sind deshalb für die Außenhaltung gut geeignet. Beachten Sie jedoch bitte, dass ein Kaninchenstall im Winter sehr gut gegen Wind und Kälte isoliert sein muss.
Tiere, die aus irgendwelchen Gründen (z.B. Erkrankung) im Winter mal für einige Tage ins Haus geholt wurden, sollten in diesem Winter nicht wieder zurück in das Außengehege.

Käfigeinrichtung:
Die meisten Häuschen sind zu klein. Das Tier muss sich darin zumindest problemlos umdrehen können. Bitte beachten Sie, dass pro Kaninchen ein Häuschen zur Verfügung stehen sollte. Die Käfigeinrichtung sollte aus Naturmaterialien sein – nicht aus Plastik. Abgebissene, verschluckte Plastikteile können zum Tod führen.
Die Trinkflaschen und Näpfe sollten täglich mit heißem Wasser ausgespült werden. Trinkflaschen sollten zweimal jährlich ausgetauscht werden.

Stress durch falsches Handling:
Kaninchen sind Fluchttiere! Aus ihren Käfigen können sie jedoch nicht flüchten, und das führt in vielen Situationen zu großem Stress, bis hin zu Todesangst. Folgende Situationen sollten Sie vermeiden:

  • nähern Sie sich dem Kaninchen von  vorne und nicht von oben (in der Natur kommt der Greifvogel von oben).
  • verhindern Sie, dass andere Haustiere, wie Hunde und Katzen, sich vor dem Käfig aufhalten.
  • Kinder müssen lernen, ruhig mit den Kaninchen umzugehen. Das „Herumtragen“ der Tiere sollte tabu sein (Knochenbrüche).
  • Stören Sie die Tiere möglichst nicht in ihren Ruhezeiten.


Buchtipp:
Artgerechte Haltung, ein Grundrecht auch für (Zwerg-)Kaninchen
von Ruth Morgenegg, tb-Verlag
ISBN 3-9522661-0-8