Blasensteine und Blasenschlamm
Das häufige Auftreten von Harnwegskonkrementen bei kleinen Heimtieren hat eine Vielzahl von Ursachen. Durch die Optimierung von Haltung und Fütterung können Sie der Erkrankung vorbeugen.
Viele Kaninchen und Meerschweinchen leiden unter Blasensteinen oder Blasenschlamm (Harnkonkremente).
Symptome
Dem Tierhalter fällt meist als erstes auf, dass sein Tier am Bauch bzw. an den Hinterläufen nass ist. Es handelt sich hierbei um unkontrolliert abgesetzten Urin. Der Urin riecht strenger als gewöhnlich. Ein weiteres Symptom ist ein verändertes Urinierverhalten. Die erkrankten Tiere heben das Hinterteil stärker als gewöhnlich in die Höhe, sie urinieren häufiger und pressen stärker. Im fortgeschrittenen Stadium kann der Urinabsatz sogar von Schmerzäußerungen begleitet sein. Im Verlauf der Erkrankung verschlechtert sich das Allgemeinbefinden. Wenn Harnsteine von der Blase in die Harnröhre rutschen, kann es plötzlich zu einer dramatischen Verschlechterung kommen. Der Urin kann nun nicht mehr (oder nur noch in sehr geringen Mengen) ausgeschieden werden. Es kommt zu einem Urin-Rückstau in die Nieren. Es drohen Nierenversagen und das Platzen der Blase.
Ursachen
- spezieller Kalzium-Stoffwechsel bei Kaninchen und Meerschweinchen
- Kalzium-Überversorgung
- unzureichende Flüssigkeitsversorgung
- Bewegungsmangel + Übergewicht
Kalzium-Stoffwechsel
Im Gegensatz zum Menschen und den meisten anderen Tierarten wird überschüssiges Kalzium von Kaninchen und Meerschweinchen ausschließlich über die Niere (nicht über den Darm) ausgeschieden. Im Urin befindet sich deshalb immer eine gewisse Menge an Kalziumcarbonat-Kristallen, weshalb die oben genannten Tierarten auch meist einen trüben Urin haben.
Kalzium-Überversorgung
Nagersteine bestehen überwiegend aus Kalzium. Sie sind ein absolutes Tabu - auch bei gesunden Tieren.
Sehr kalziumreich sind auch alle Luzerneprodukte („Grünrollis“),
Getreide und getrocknete Kräuter.
Zu den kalziumreichen Frischfuttersorten gehören z.B. Kohlrabiblätter, Petersilie, Löwenzahn und Klee.
Sie sollten bei gesunden Tieren nur in kleinen Mengen gegeben werden. Bei bereits erkrankten Tieren sollte man auf sie und auf Vitamin-D haltige Präparate verzichten. Generell ist jedoch zu bedenken, dass Frischfutter / Saftfutter einen Wassergehalt von 70-90% hat. Die Menge des aufgenommenen Kalziums bleibt bei Saftfutter bezogen auf die Fressmenge deshalb immer relativ gering.
Auch das Trinkwasser kann zur Kalzium-Überversorgung Ihres Tieres beitragen. Erkundigen Sie sich bei den Stadtwerken nach dem Kalziumgehalt (Kalkgehalt) Ihres Leitungswassers. Haben Sie sehr kalkhaltiges Leitungswasser, ist es bei bereits erkrankten Tieren sinnvoll, dem Tier ein kalziumarmes, stilles Mineralwasser anzubieten.
Ausreichende Flüssigkeitsversorgung
Vermutlich liegt die Hauptursache für das häufige Auftreten von Blasenschlamm und Blasensteinen in einer unzureichenden Wasseraufnahme. In der Natur ernähren die Tiere sich ausschließlich von frischem Futter, das - wie oben erwähnt - einen Wassergehalt von 70-90% hat. Der Wassergehalt der in der Natur aufgenommenen Pflanzen erhöht sich zusätzlich durch die gleichzeitige Aufnahme von Tautropfen in den Morgenstunden. Bei in Gefangenschaft gehaltenen Tieren überwiegt die Fütterung von getrockneten Nahrungsmitteln wie Heu, Kraftfutter, getrocknete Presslinge und Kräutern. Dies ist sicherlich sehr „praktisch“ (geringere Kosten, weniger Aufwand), führt jedoch zu einem ständigen Wassermangel im Körper. Untersuchungen haben
ergeben, dass die fehlende Flüssigkeit nicht ausreichend durch die Aufnahme von Trinkwasser aus Flasche oder Schale ausgeglichen wird.
Die Folge des Flüssigkeitsmangels ist ein an Kristallen hoch konzentrierter Harn. Die Mineralien setzen sich ab und führen zu Ablagerungen in Blase und Niere in Form von Schlamm oder Steinen.
Bewegungsmangel und Übergewicht
Zu kleine Käfige, mangelnder Auslauf und fehlende Sozialpartner führen zu Bewegungsmangel. Übergewicht ist häufig die Folge. Beide Faktoren begünstigen zusätzlich die Entstehung kleiner hochkonzentrierter Urinmengen, da die Nierendurchblutung herabgesetzt wird.
Fazit
Eine hohe Kalziumkonzentration des Futters führt direkt zu einer erhöhten Menge von Kalziumcarbonat-Kristallen im Urin. Harnkonkremente entstehen jedoch nur, wenn ein mineralienreicher, hoch konzentrierter Urin lange „ungestört“ in der Blase verbleibt. Um die Blase ordentlich durchzuspülen, muss eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme gesichert werden. Kaninchen und Meerschweinchen müssen deshalb viel Frischfutter erhalten und sich ausreichend bewegen. Die Angst vor dem Verfüttern von nassem Frischfutter ist unbegründet! Wichtig ist, dass nasses Futter nicht im Käfig belassen wird und nicht nass gelagert wird, da es schnell verdirbt.
Nagersteine und luzernehaltige Produkte sind tabu. Auf das Verfüttern von getreidehaltigem Trockenfutter sollte aufgrund des hohen Kalziumgehalts, aber auch aus vielen anderen Gründen verzichtet werden (Zahngesundheit, Magen-Darm-Flora).
Vorsicht Tiere, die aufgrund einer Harnwegserkrankung unkontrolliert Urin absetzen und deshalb nass und häufig auch wund sind, dürfen nicht nach draußen. Es besteht das große Risiko einer Fliegenmadeninfektion.
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