Katzen
Aggressionen bei Katzen
Aggressionen bei Katzen
Immer häufiger kommen Patientenbesitzer mit ihren Lieblingen zu uns und klagen über aggressives Verhalten. Manchmal ist es nur das Kratzen an Möbeln oder Urnieren vor der Katzentoilette, aber oft geht die Aggression auch weiter. Sie baut sich auf. Andere Tiere, Besucher oder die eigenen Besitzer werden angegriffen und attackiert.
Meist geht dem etwas voraus, was die Katze verärgert. Beispielsweise beim Füttern. Die Katze fordert ihr Futter ein, aber Herrchen oder Frauchen war nicht schnell genug oder macht einen falschen Handgriff. Schon finden sich die Fangzähne unseres Stubentigers in der eigenen Wade wieder. Das kann sehr gefährlich werden, denn die Mundflora einer Katze ist nicht zu unterschätzen. Fast jeder Katzenbiss wird zu einer eitrigen, langwierigen und schmerzhaften Wunde.
Der scharfe Katzenzahn bohrt sich durch die Haut, blutet kaum und hinterlässt seine Bakterien in der Tiefe, wo sie sich ausbreiten und eine starke Entzündung verursachen!
Jeder Katzenbiss sollte einem Humanmediziner vorgestellt und vorsorglich behandelt werden!
Aber woher kommt diese Aggression gegen den eigenen Besitzer? Ist das Verhalten schlimmer geworden oder war es schlagartig da? Hat der Liebling vielleicht gar keine Aggression gegen den Besitzer sondern nur Schmerzen im Maulbereich, durch eine starke Entzündung und das Herrchen war gerade da und das Ventil? Haben wir es nur falsch verstanden und gedeutet? Ist das Futter also nicht das Richtige oder fühlt die Katze sich bedroht, hat vielleicht sogar Schmerzen bei der Futteraufnahme?
Dies gilt es zu unterscheiden. Mentale Aggression oder schmerzbedingte?
Mentale oder schmerzbedingte Aggression
„Es gibt viele Möglichkeiten, die mit dem Tierarzt besprochen werden sollten. Schmerzen, Parasiten und Tumore können beispielsweise der Auslöser sein. Deshalb sollte ein aggressiver Stubentiger gründlich untersucht werden.
Neben einer genauen Untersuchung des gesamten Körpers sind ein Blutbild und Röntgenbilder zu empfehlen. Manchmal findet sich schon hier die Ursache. Ein Tumor im Kiefer, stark erhöhte Nierenwerte, Verwachsungen an der Wirbelsäule, Fremdkörper All das kann starke Schmerzen auslösen!
Wir selbst kennen das. Geht es uns selbst nicht gut, so sind wir oft etwas ruppig zu unseren Artgenossen. Wir können uns erklären, Tiere zeigen ihren Unmut eben durch ihr Verhalten.
Wir sollten also aufmerksam sein! Hat sich das Verhalten hochgeschaukelt? Kam es schon einmal vor, und wenn ja, in welcher Form? Gegen wen wendet sich in welcher Situation die Aggression und wie sieht die Katze dabei aus?
Im Zeitalter von Smartphone und Ipad empfiehlt es sich diese zu verwenden und den Liebling zu filmen. Dokumentieren sie sein Verhalten und nehmen sie es mit zum Tierarzt.
Veränderungen
Hat die Mietz einen neuen Partner bekommen oder ist ein älteres Tier verstorben? Auch Tiere trauern und können nicht jeden neuen Kameraden leiden, den wir süß finden und ihm vor die Nase setzen.
Oft fühlen sie sich auch bedroht von Artgenossen. Ist da vielleicht ein neuer Nachbarskater, der den ganzen Tag durch’s Stubenfenster schaut und den eigenen Liebling beobachtet und verängstigt? Oder weitere eigene Katzen, die dem Liebling das Leben zur Hölle machen?
Ist er nur unsauber und aggressiv, weil er keinen freien Zugang zur Toilette hat, ständig einhält und dadurch eine gereizte Blase entsteht? Eine gereizte Blase kann Schmerzen und am ganzen Körper Unwohlsein verursachen.
Hat bei Ihnen ein Partnerwechsel stattgefunden? Liegt dieser Partner jetzt auf dem Platz der Katze und schubst sie beiseite, wenn sie ihren gewohnten Platz auf dem Sofa einnehmen will, weil er womöglich keine Katzenhaare mag?
Eine Katze ist feinfühlig, sie verspürt Abneigung!
Oder gab es Familienzuwachs in Form eines Babys? Steht das Babybett eventuell auf dem alten Schlafplatz der Katze und diese wird nun verscheucht? Wie soll so ein kleines Geschöpf verstehen, dass es aus seinem Territorium verscheucht wird? Und dann ist da ein kleiner Eindringling, der ständig schreit und die ganze Aufmerksamkeit nun für sich bekommt.
Um seinen Unmut zu zeigen und sein Revier zu verteidigen, ist es nun also für die Mietz ganz normal, dieses Bettchen mit Kot oder Urin zu markieren.
Wir finden es eklig, aber es ist das ganz normale Verhalten einer Katze.
Geht die Aggression weiter und gegen das Baby steht man wohl vor einem größeren Problem.
Aber auch Langeweile kann besonders ein einzeln gehaltenes Kätzchen zur Raubkatze werden lassen.
Besonders Bauernhofkatzen, die schon genetisch nicht für eine reine Wohnungshaltung gemacht sind, wissen nicht wohin mit ihrem natürlichen Beutetrieb und projizieren diesen auf ihren Besitzer, der womöglich gestresst und müde nach einem langen Tag einfach seine Ruhe will. Doch dabei wird vergessen, dass die Katze 12 Stunden lang gewartet hat, bis der Besitzer Heim kommt und die Langeweile ein Ende hat. Unzufriedenheit und Verärgerung bauscht dieses Verhalten auf und wird es verschlimmern.
Manchmal sind es aber auch einfach Kleinigkeiten.
Ein geliebter Pappkarton, der nicht mehr schön aussieht, wird entfernt und somit der Rückzugsort der Katze. Ein Besucher, der nach Hund riecht, wird zum Feind und attackiert, die Lieblingsdecke wurde mit einem neuen Waschmittel gewaschen und die Katze lagert nun lieber auf der kalten Fensterbank und bekommt eine Blasenentzündung.
Die Ursachen für dieses unerwünschte Verhalten ihres Lieblings sind vielfältig!
Aber vergessen Sie nie – alles hat einen Grund. Keine glückliche Katze attackiert Menschen oder Artgenossen.
Achten Sie auf Kleinigkeiten
Putzt sich die Katze mehr als früher? Leckt sie sich gar nackt oder beißt das Fell aus? Schreit und mauzt sie häufiger? Geht sie oft auf die Toilette? Sind kleine oder große Urinmengen bzw. Kothaufen zu finden? Wie viel trinkt sie?
Haben sich Liegeplätze verändert? Ist ihr Sozialverhalten gegenüber Artgenossen und Besitzern gleich geblieben? Wie ist ihr Fressverhalten? Hat sie abgenommen? Geht sie aus dem Raum, wenn ein anderes Tier oder Mensch diesen betritt?
Gehen Sie in sich und versuchen und versuchen Sie sich in die Katze zu fühlen, beobachten Sie geduldig.
Bemerken Sie bei Ihrem Liebling einen gesträubten Pelz, einen buschigen, aufgestellten Schwanz, schwarze Augen und vernehmen ein leises bis lautstarkes Grollen, gehen Sie der Situation aus dem Weg. Schließen Sie die Tür hinter sich und lassen die Katze sich beruhigen.
Gehen Sie KEINESFALLS auf sie zu, versuchen sie NICHT sie zu streicheln oder gar auf den Arm zu nehmen! Gehen Sie nicht in die Hocke.
In diesem Augenblick sind sie nicht der Freund ihrer Katze sondern der Feind. Es gibt Katzen, die auf diese Art drohen und im letzten Moment abhauen, andere werden bis aufs Blut kämpfen und Sie stark verletzen.
Nehmen Sie also Veränderungen im Verhalten Ihrer Katze wahr, seien Sie ganz Katze oder werden Sie Ihrer Rolle als „Katzenpersonal“ gerecht. So kann auf Dauer eine entspannte Katze ihr Glück bei Ihnen finden.
(Textquelle: Leben mit Tieren, Ausgabe 1/2014)